Informatik, die Wissenschaft der systematischen Verarbeitung von Informationen, durchlebt in einigen Bereichen einen radikalen Umschwung von Forschungs- und Interessensschwerpunkten. Dementsprechend ist die Informatik heute interdisziplinär sehr breit aufgestellt und unterteilt sich neben den vier Hauptfeldern: „Praktische Informatik“, „Theoretische Informatik“, „Technische Informatik“ und „Angewandte Informatik“ in viele weitere Teilgebiete.
Im folgenden Blogbeitrag zeigen wir Ihnen, wie weit die Informatik bereits in der Mitte der gesellschaftlichen Sphären angekommen ist. Wir stellen Ihnen Bereiche der Informatik vor, die ihren Platz in Disziplinen gefunden haben, von denen Sie vielleicht noch nicht allzu viel gehört haben.
Im Allgemeinen befasst sich die Informatik mit der Computerkonformen automatischen Informationsverarbeitung sowie mit den Prinzipien und Ordnungsschema vorhandener Prozesse zur Informationsverarbeitung. Das umfassende Gebiet der Informatik wird in die vier bereits erwähnten Hauptkategorien unterteilt, die gewöhnlich auch der Ausgangspunkt für alle Unterkategorien und Teilgebiete bilden.
Theoretsiche Informatik & Technische Informatik:
Als Basis der Informatik gilt die theoretische und technische Informatik. Zur theoretischen Informatik gilt z.B. die Informationstheorie, Datenbanktheorie oder die Theorie der Logik. Sie beschäftigt sich mit den grundlegenden Fragestellungen zur Struktur, Verarbeitung, Übertragung, Speicherung oder Wiedergabe von Informationen. Die theoretische Informatik beschäftigt sich hauptsächlich mit Algorithmen sowie deren Leistungsfähigkeit, um die Grenzen der Problemlösung moderner Computer zu testen und auszureizen. Sie biete die Grundlagen für z.B. der Definition und Ausführung von Compiler, Compileraufbau sowie die grundlegenden mathematischen Formulierungen zu gesonderten Problemstellungen und Modellen. Die Technische Informatik hingegen befasst sich mehr mit dem Entwerfen, Realisieren und Bewerten der „Technik“. Dazu zählt in erster Linie die Hardware welche Kenntnisse in Bereichen wie Reglungstechnik, Automatisierungstechnik oder Sensorik erfordert, weshalb die Technische Informatik auch eng mit der Elektrotechnik verbunden ist.
Praktische Informatik & Angewandte Informatik:
Die Praktische Informatik setzt ihren Schwerpunkt auf die „Nutzung“, dazu gehört unter anderem die Entwicklung von Programmiersprachen, Programmierer Methoden oder Betriebssystemen wie Windows und Linux. Auch gehören alle anderen Programme mit denen Befehle ausgeführt werden der Praktischen Informatik an, wobei auch hier Elektrotechnik Kenntnisse von Nutzen sein können. Zuletzt die Angewandte Informatik, auf die wenig überraschend prinzipiell alles fällt das mit der Anwendung von Informatik Kenntnissen und Methoden zu tun hat. Im Gegensatz zur Praktischen Informatik widmet sich die Angewandte Informatik jedoch nicht der Lösung von Problemen der Informatik selbst, sondern Anwendungen in wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen außerhalb der Informatik wie beispielsweise in der Wirtschaft oder der Medizin. In Bezug auf die Wirtschaft wäre es das umsetzten von Informatik Kenntnissen und Methoden zur Optimierung und Automation der Wirtschafts- und Betriebsbezogenen Abläufe. Die Veränderungen, die die Angewandte Informatik mit sich bringt, wirken sich in besonderer Weise auf die Gesellschaft aus, da sie die Arbeitsbedingungen, die Organisation und die Prozesse in Wirtschaft, Kultur, Bildung und Alltag aktiv verändert.
Medizininformatik:
Die Medizininformatik (oder Medizinische Informatik) bewegt sich in den Themenkreisen der Medizin und Informatik. Sie trägt durch die systematische Erschließung, Darstellung und Verarbeitung von Algorithmen bzw. Informationen in der Medizin zur Entwicklung der bestmöglichen Gesundheitsversorgung bei. Die Welt wird immer vernetzter, weshalb die Bedeutung der Informationstechnologien auch in der Medizin zunimmt. Dabei ist es wichtig geeignete Experten zu haben die z.B. die Dokumentation von Laborergebnissen systematisch durchführen und in der Lage sind diese Geräte zu programmieren und zu bedienen. Um mit zum Teil sehr großen Datenmengen umgehen zu können müssen Experten auch die benötigten Informationssysteme entwerfen und umsetzten können. Der Bedarf der Medizininformatik ist auch durch die im Alltag fortschreitende Digitalisierung und dem Umbruch des Gesundheitswesens besonders hoch, weshalb die Ausbildung als Medizininformatiker interessante Berufsaussichten hat.
Gesundheitsinformatik:
Ähnlich wie die Medizininformatik befasst sich die Gesundheitsinformatik mit der systematischen Erschließung, Darstellung und Verarbeitung von Algorithmen bzw. Informationen in der Medizin. Das Hauptziel der Gesundheitsinformatik ist jedoch die Gesundheit im Allgemeinen mit Informationstechnologien und -Anwendungen zu verbessern. Fachleute für Gesundheitsinformatik werden in Apotheken, vor allem aber in der Arzneimittel- und Impfstoffforschung eingesetzt.
Pflegeinformatik:
Die Pflegeinformatik ist ein Teilgebiet der Informatik, das sich insbesondere auf die Kranken- und Altenpflege bezieht. Mit den etablierten Technologien und Methoden der Informatik und teilweise mit Erkenntnissen aus der Medizininformatik fokussiert sich die Pflegeinformatik auf die Digitalisierung, Automatisierung und Optimierung von pflegerelevanten Anwendungen. Dazu gehört auch die systematische Erhebung von Daten über Nutzerbedürfnisse zur Optimierung von Versorgungssystemen oder zur Dokumentation. Pflegeinformatiker sind auch in der Lage, Softwareentwicklungsprozesse zu gestalten oder neue Anwendungsfelder für Informations- und Kommunikationstechnologien im Bereich der Pflege (und E-Health) zu identifizieren und zu entwickeln.
Ingenieurinformatik / Maschinenbauinformatik:
Die Ingenieurinformatik (Maschinenbauinformatik) verbindet die Anwendung der technischen Ingenieurswissenschaften mit der Informatik. Dort werden Ingenieursfähigkeiten mit der modernen IT verbunden, um gleichermaßen Software als auch Anwendungsbasierte Hardware erfolgreich in z.B. Maschinenbauprojekten umzusetzen. Das ist sofern wichtig da man für die Erfolgreiche Implementierung und bedarfsgerechte Entwicklung von Maschinensoftware auch physikalische und mechanische Prinzipien beachten muss.
Wirtschaftsinformatik:
Die Interdisziplinäre Wirtschaftsinformatik verbindet das volle Leistungsspektrum der Informatik mit den Bedürfnissen und Anwendungen in Wirtschaftsunternehmen. In der Wirtschaftsinformatik werden nicht nur technische Sachverhalte und Informationstechnologische Fähigkeiten untersucht, es werden auch wirtschaftliche Kennzahlen und Bereiche aus der Wirtschafts- und Businesswelt mit eingebunden. Das Ziel ist beide Welten so weit zu verstehen, um Informationstechnologien effizient und wirtschaftlich in Unternehmen und Volkswirtschaft einzubinden. Fachleute aus der Wirtschaftsinformatik fungieren daher oft als Vermittler, z. B. wenn Kunden unrealistische Vorstellungen über verschiedene Technologien äußern. Nicht zuletzt arbeiten Unternehmen natürlich auch mit verschiedenen Softwareprodukten, die auf ihre jeweilige Branche und ggf. auf ihre jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt sind. Solche Produkte müssen nicht nur entwickelt, sondern auch auf ihre Rentabilität hin geprüft werden, und genau damit beschäftigt sich die Wirtschaftsinformatik.
Verwaltungsinformatik:
Die Verwaltungsinformatik ist ein Teilgebiet der Wirtschaftsinformatik, die sich vor allem mit der Effizienzsteigerung interner Verwaltungsprozesse beschäftigt. Somit wird mithilfe von Automation und entsprechenden IT-Systemen versucht die menschlichen Routinearbeiten effizienter umzusetzen. Die Verwaltungsinformatik befasst sich aber nicht nur mit der Automatisierung von Arbeitsprozessen, sondern auch mit der Weiterentwicklung von Informationskonzepten oder Verwaltungsprinzipien im Zusammenhang mit den Informationstechnologien. Da sich die Verwaltungsinformatik auf öffentliche Einrichtungen und nicht auf Unternehmen bezieht, werden Faktoren wie die Wirtschaftlichkeit bei der Durchführung von Projekten kaum berücksichtigt. So können Verwaltungsinformatiker auch an Projekten arbeiten, die aus rein wirtschaftlicher Sicht nicht lohnend erscheinen und in der Privatwirtschaft kaum umgesetzt werden.
Betriebsinformatik:
Die Betriebsinformatik findet Anwendung in jeglichen Betrieben aller Branchen und gilt als sehr anwendungsbezogen. Die Betriebsinformatik ist aufgrund der Nähe zu Kaufmännischen Tätigkeiten sowie der Informatik eng mit der Wirtschaftsinformatik verbunden. Dementsprechend kann man sich oft durch eine berufliche Weiterbildung bei den Handelskammern zum Betriebsinformatiker ausbilden lassen. Durch die Verwendung von Informations- und Technologiesystemen werden Problemlösungen erarbeitet, IT-Systembezogene Anordnungen analysiert bzw. optimiert und Software bedarfsgerecht in Prozessabläufen implementiert. Die Optimierung von betrieblichen Prozessen mit weitläufig Standardsoftware ist oft ein wesentlicher Bestandteil der beruflichen Weiterbildung zum Betriebsinformatiker.
Bioinformatik:
In der Bioinformatik befassen sich Experten vor allem mit der Verarbeitung, sowie der Softwaregestützten Untersuchung und Simulierung biologischer Daten und biochemischer Prozesse. Allgemein beschäftigt sich die Bioinformatik mit der Lösung Lebenswissenschaftlicher Probleme mithilfe von theoretischen und praktischen Informationstechnologien. So können beispielsweise Strukturen von DNA-Moleküle, Proteine oder Enzymen von Bioinformatiker simuliert und ausgewertet werden. Auch werden experimentell Methoden und Algorithmen angewendet und entwickelt die zur Auswertung komplexer biologischer Datensätze beitragen.
Geoinformatik:
Die Schnittstelle zwischen Informatik und Geografie (Geowissenschaften) wird als Geoinformatik bezeichnet und befasst sich mit der Lösung raumbezogener Probleme mithilfe von theoretischen und computergestützten Methoden. Dazu gehört auch die Aufzeichnung bzw. die Verarbeitung, Speicherung und Übertragung von Geoinformationen (raumbezogene Informationen). Neben der Erfassung und Analyse von Daten ist ein wesentlicher Teil der Geoinformatik die Weiterverwendung von Daten, z.B. zur Erstellung von digitalen Karten, Gelände- oder Landschaftsmodellen. Anwendungen aus der Geoinformatik sind z.B. ortsbezogene Smartphone-Apps, Internetanwendungen mit GeoWeb-Infrastrukturen oder autonome Navigationssysteme in Autos und Flugzeugen.
Medieninformatik:
Die Medieninformatik entstand zu Beginn des digitalen Zeitalters als die Medienwelt vor allem im Bereich Multimedia die Digitalisierung von Text, Bild, Audio und Video vorantrieb. Heutzutage werden Informationstechnologien in praktisch allen Medienbereichen eingesetzt. Die Medieninformatik beschäftigt sich auch mit den Veränderungen der Medien- und Kommunikationstechnologien bzw. der „neuen Medien“, also Computer, Smartphones, Tablets etc. und versucht, deren praktische Anwendungen zu optimieren und weiterzuentwickeln. Durch die neuen Technologien, Tätigkeitsfelder und Anwendungen in der Medienwelt, kann das Tätigkeitsfeld des Medieninformatikers sehr vielfältig sein. In der Medieninformatik werden Medienmanagement, Multimediaanwendungen, digitale Medien oder andere mediale Teilbereiche je nach Szenario in unterschiedlicher Tiefe informatisch gestaltet.
Sozioinformatik:
Die Sozioinformatik befasst sich weitgehend mit den Informations- und Kommunikationstechnologien in Bezug auf soziale Aspekte. Anhand von Theorie und Praxis aus Informatik, Soziologie, Psychologie und Wirtschaftswissenschaft wird in der Sozioinformatik die Wechselwirkung zwischen sozialen Gruppen und Softwaresystemen untersucht. Neben den gesellschaftlichen Veränderungen durch die Digitalisierung wird auch die Bedeutung und Gestaltung von Anwendungen der Informations- und Kommunikationstechnik in gesellschaftlichen Bereichen wie Arbeit, Haushalt und Freizeit erforscht. Es werden unter anderem Softwarelösungen oder Beteiligungsmodelle entwickelt, die auf große Nutzergruppen angewendet werden können.
Rechtsinformatik:
Die Rechtsinformatik (im engeren Sinne) ist vom IT-Recht oder Informationsrecht zu unterscheiden. Während sich das IT-Recht mit Rechtsfragen wie dem Datenschutzrecht oder der geregelten Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien beschäftigt, befasst sich die Rechtsinformatik mit der Anwendung und Entwicklung geeigneter Methoden und Technologien für z.B. den Justizbereich. Ein Ziel der Rechtsinformatik ist es wesentliche Prozesse im Recht zu Automatisieren. Hierfür werden zum Beispiel Verwaltungs-, Informations- und Expertensysteme eingesetzt. Mittlerweile wird auch mit der Implementierung Künstlicher Intelligenzen im Recht experimentiert, um z.B. auf Basis alter Informationen und Rechtsprechungen Entscheidungsunterstützungssysteme zu entwickeln.
Umweltinformatik:
Die Umweltinformatik ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das Informationstechnologien zur Analyse und Bewertung von Sachverhalten in den Bereichen Umwelt, Klima und Atmosphäre einsetzt. Vor allem Simulationsprogramme oder geografische Informations- und Datenbanksysteme kommen bei den computergestützten Untersuchungen zum Einsatz. Die Umweltinformatik wird auch für viele Unternehmen im Zeitalter des Klimaschutzes oder der „Green IT“ immer wichtiger. Neben der Erstellung von Ausbreitungsmodellen für Schadstoffe oder Simulationen von Solar- und Energiewandelsystemen, beschäftigen sich Umweltinformatiker auch mit der Verarbeitung von Geo- und Umweltinformationen, um Prozesse ökonomisch und ökologisch zu optimieren.
Sozialinformatik:
Die Sozialinformatik befasst sich mit dem digitalen Wandel in sozialen Organisationen und im Bereich der Sozialarbeit im Allgemeinen. Durch den Einsatz von Informationstechnologien sorgt die Sozialinformatik für den digitalen Umbruch der Sozialen Arbeit. Dazu gehört die erfolgreiche Umsetzung des digitalen Kundenkontakts, die Online-Beratung oder die Implementierung von Assistenzsystemen. Wie in fast allen Bereichen des 21. Jahrhunderts basiert auch in der Sozialen Arbeit die Planung, Organisation oder Dokumentation interner Prozesse auf Informationstechnologien und ist weitgehend von ihnen abhängig, weswegen Fachleute für Sozialinformatik heute besonders gefragt sind.