Nearshoring vs. Offshoring vs. Onshoring im Outsourcing: Manchmal ist der Unterschied wichtig, aber in der Regel weniger als Sie denken

Sobald die strategische Entscheidung für das Outsourcing gefallen ist, stellt sich die Frage nach dem passenden Standort. Wir gehen der Frage nach, wann und warum der Standort der ausgelagerten Funktionen und Prozesse wichtig sein kann. Und warum er oft eine untergeordnete Rolle spielt.

IT OutsourcingUPDATED ON Februar 14, 2023

John Adam K&C head of marketing

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Nearshore IT outsourcing

Nearshoring, Offshoring und Onshoring sind Begriffe, die geografische Unterkategorien des Outsourcing darstellen. Outsourcing bezieht sich auf die Organisationsstrategie, einen spezialisierten Drittanbieter mit der Ausführung bestimmter Geschäftsfunktionen oder -prozesse zu beauftragen. Somit ist Outsourcing eine strategische Alternative zur direkten Beschäftigung von Spezialisten im Unternehmen.

Softwareentwicklung, Einrichtung und Wartung der IT-Infrastruktur, Personalfunktionen wie Gehaltsabrechnung, Buchhaltung und Finanzen sowie Fertigung sind die am häufigsten ausgelagerten Prozesse und Geschäftsfunktionen. Die Unterscheidung zwischen Nearshore-, Offshore- und Onshore-Outsourcing bezieht sich auf den geografischen Ort, an dem die ausgelagerten Funktionen und Prozesse ausgeführt werden.

Im Folgenden erläutern wir die lose geografische Unterscheidung zwischen den drei Begriffen. Und – vielleicht noch wichtiger – wann und warum es für ein Unternehmen von Bedeutung sein kann, ob seine Outsourcing-Strategie Nearshore, Offshore, Onshore oder eine Kombination der drei ist.

Mehr darüber, wie und warum sich Unternehmen aus strategischen Gründen für das Outsourcing entscheiden, erfahren Sie in unserem Blogbeitrag – Was ist Outsourcing und warum intelligente Outsourcing-Entscheidungen wichtig sind

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Nearshore vs. Offshore vs. Onshore – eine lose definierte Heuristik

Nearshoring bezieht sich auf die Auslagerung von Geschäftsprozessen in ein Nachbarland oder eine Nachbarregion, z. B. gelten Polen und andere osteuropäische Länder als Nearshore-Märkte für Deutschland und Westeuropa. Mexiko gilt als Nearshore-Markt für die USA.

Offshoring bedeutet die Auslagerung von Funktionen oder Prozessen in einen geografisch weiter entfernten Markt, z. B. gelten Indien oder die Philippinen als Offshore-Märkte für Westeuropa oder Nordamerika. Australische Unternehmen werden die Philippinen jedoch eher als Nearshore-Outsourcing-Markt betrachten.

Es gibt keine objektive Definition, wann Nearshore-Outsourcing zu Offshore-Outsourcing wird, wie z. B. x Kilometer Entfernung oder Zeitzone innerhalb von x Stunden. Die Begriffe sind lediglich eine grobe Orientierungshilfe. Über den Daumen gepeilt gilt alles als Nearshore-Standort, was mit einem Kurzstreckenflug erreicht werden kann, während für einen Offshore-Standort ein Langstreckenflug notwendig ist.

Onshoring bedeutet Outsourcing an einen Drittanbieter, der im selben Land wie der Endkunde ansässig ist. Die strategische Entscheidung zum Onshore-Outsourcing beruht fast immer auf dem Ziel eines Unternehmens, sich auf eigene Kernkompetenzen zu konzentrieren und einen Mehrwert aus der eigenen Expertise zu ziehen, statt sich von oberflächlichen Kosteneinsparungen beeinflussen zu lassen.

Warum überhaupt auslagern?

Outsourcing ist die Beauftragung eines spezialisierten Drittanbieters mit der Übernahme von bestimmten Geschäftsfunktionen (z. B. Gehaltsabrechnungen oder Softwareentwicklung) oder von Prozessen (z. B. die Fertigung). Gründe, warum Unternehmen sich für Outsourcing entscheiden sind u. a.:

  • Kosten
  • Zugang zu Fachwissen
  • Die Möglichkeit, sich auf eigene Kernkompetenzen zu konzentrieren und darüber einen Wertzuwachs zu erlangen
  • Flexibilität
  • Mangel an internen Einstellungskapazitäten und Fachwissen
  • Risikomanagement

Spielt es eine Rolle, ob mein Unternehmen an einen Nearshore-, Offshore- oder Onshore-Standort auslagert?

Der geografische Standort Ihrer strategisch ausgelagerten Mitarbeiter hat an sich keinen Einfluss auf die Qualität der Fachkräfte oder Ausstattungen, auf die sich Ihre ausgelagerten Funktionen oder Prozesse stützen. Die Qualität hängt allein von den Standards der Muttergesellschaft (beispielsweise in den Bereichen Einstellung, Ausbildung, Qualitätskontrolle, Kapitalinvestitionen und Management) ab. Diese variieren weltweit.

Der Standort dieser Fachkräfte kann aber andere wichtige Faktoren beeinflussen:

  • Typische Gehaltsniveaus von Fachleuten, die ausgelagerte Funktionen ausführen
  • Verfügbarkeit von Fachkräften
  • Zeitzone
  • Reisezeit und -kosten, wenn eine persönliche Zusammenarbeit zwischen dem Management oder internen Teammitgliedern und den ausgelagerten Funktionen erforderlich ist
  • Sprache und Berufskultur der Mitarbeiter
  • Sprache und Berufskultur des Managements

Outsourcing-Partnerschaften können zu Problemen führen, wenn einer oder mehrere der oben genannten Faktoren zu Beginn nicht sorgfältig genug berücksichtigt wurden.

Berücksichtigen Sie diese Faktoren sorgfältig vor dem Hintergrund Ihrer speziellen Prioritäten und Bedürfnisse. Wie Sie die Faktoren in Ihrem Entscheidungsprozess bei der Auswahl eines Outsourcing-Partners gewichten, ist unterschiedlich. Aber sie sollten alle abgewogen werden.

Vorsicht vor Nearshore-, Offshore- und Onshore-Outsourcing-Klischees

Wichtig ist, dass Schwächen in Verbidnung mit der Wahl zwischen Nearshore-, Offshore und Onshore-Märkten oft abgemildert werden können, auch wenn dafür Kompromisse eingegangen werden müssen. Zum Beispiel können bestimmte Länder oder Regionen von einem höheren durchschnittlichen Englischniveau profitieren als andere.

Wenn Sie jedoch auf einem Mindestniveau an Englischkenntnissen bestehen, sollten  Prozesse vorhanden sein, die dieses Niveaus sicherstellen. Dann ist das durchschnittliche Englischniveau in dem Land, in das Sie auslagern, weniger wichtig als das Niveau derjenigen, die Ihre ausgelagerten Aufgaben erfüllen.

Es können jedoch Kompromisse nötig sein. Wenn es auf dem Markt, auf den Sie auslagern wollen, wenige Fachkräfte gibt, die gut Englisch sprechen, können diese wenigen einen höheren Preis verlangen. Die Personalbeschaffung kann auch länger dauern, weil für die sprachlichen Anforderungen ein geringerer Pool potenzieller Mitarbeiter zur Verfügung steht.

Die Stärken und Schwächen, die mit einem bestimmten Outsourcing-Markt verbunden sind, hängen jedoch nicht immer mit der Unterscheidung zwischen Nearshore, Offshore und Onshore wider. Zum Beispiel ist die Annahme, dass Offshore-Outsourcing bedeutet, dass man sich mit einem durchschnittlich niedrigeren Englischniveau abfinden muss, eine pauschale Verallgemeinerung, die oft nicht stimmt.

Aus der Perspektive Europas oder Nordamerikas werden die Philippinen als Offshore-Markt betrachtet. Englisch ist in dem südostasiatischen Land jedoch eine offizielle Landessprache und eine seiner größten Stärken als Outsourcing-Ziel. In vielen osteuropäischen Märkten, die aus europäischer Sicht als Nearshore-Märkte gelten, werden gute durchschnittliche Englischkenntnisse als Stärke angesehen. Aber das gilt nicht für alle osteuropäischen Märkte.

Einige Outsourcing-Märkte werden mit einer höheren oder niedrigeren durchschnittlichen Qualität in Verbindung gebracht. Oft ist es jedoch so, dass die Qualität, die von einem bestimmten Outsourcing-Markt erwartet werden kann, viel enger mit dem Preisniveau als mit dem Standort zusammenhängt.

Das Klischee über die nach China ausgelagerte Fertigung lautet beispielsweise oft, dass der Markt niedrige Preise bietet, aber auch in niedriger Qualität produziert. In Wirklichkeit ist es aber genauso gut möglich, in China qualitativ hochwertige Produkte herzustellen wie minderwertige. Apple-Geräte, die als hochwertige Premiumprodukte gelten, werden seit jeher in China hergestellt.

Doch im Laufe der Jahre haben viele Unternehmen, die ihre Produktion nach China auslagerten, versucht, ihre Kosten immer weiter zu senken. In der Folge sahen die Verbraucher immer mehr Beispiele für billige, qualitativ minderwertige Produkte aus China, wodurch ein etwas unfaires Klischee entstand.

Ob Sie beim Outsourcing – ob Nearshore, Offshore oder Onshore – vom Preis-Leistungs-Verhältnis profitieren oder nicht, hängt mehr vom Anbieter, Ihrem Budget und Ihrer Auswahl ab, als von der Geographie.

Manchmal spielt die geografische Lage beim Outsourcing doch eine Rolle

Es gibt allerdings Umstände, unter denen die relative Nähe oder Entfernung eines Outsourcing-Partners wichtig ist.

  • Die Kompatibilität der Zeitzonen kann wichtig sein, wenn die Zusammenarbeit zwischen internen und ausgelagerten Funktionen in Echtzeit wichtig ist. Das bedeutet nicht unbedingt, dass der Outsourcing-Markt physisch nahe liegen muss (z. B. ist Südafrika Großbritannien nur 2 Stunden voraus, obwohl es auf der anderen Seite der Welt liegt. Auch ist Englisch in Südafrika eine offizielle Sprache, so dass ein hohes Maß an Sprachkompatibilität gegeben ist). Nearshore-Märkte haben jedoch in der Regel eine gute Zeitzonenkompatibilität. Und beim Onshore-Outsourcing ist das natürlich gar kein Problem.
  • Reiselogistik ist ein weiterer Faktor, wenn die persönliche Zusammenarbeit in der Outsourcing-Strategie erfolgsentscheidend ist. Offshore-Outsourcing zwischen 10 Flugstunden voneinander entfernten Standorten, ist keine optimale Lösung, wenn eine persönliche Zusammenarbeit regelmäßig notwendig oder erwünscht ist.
  • Daten- und andere regulatorische Anforderungen, die bei einigen Formen des Outsourcings eingehalten werden müssen, können Einfluss auf die geografische Lage der Outsourcing-Vereinbarungen haben. Das IT-Outsourcing-Projekt eines in der EU ansässigen Unternehmens könnte beispielsweise den Zugang zu und die Arbeit mit personenbezogenen Daten beinhalten. Für die Einhaltung der DSGVO kann es notwendig (oder zumindest einfacher) sein, dass die Outsourcing-Partner ebenfalls in einem EU-Land angesiedelt sind, beispielsweise in Polen, Rumänien oder Bulgarien.

Dies sind gängige Beispiele dafür, wann die Geografie bei Outsourcing-Vereinbarungen eine Rolle spielt. Mit Sicherheit gibt es weitere Beispiele, die die Wahl zwischen Nearshore, Offshore und Onshore speziell in Ihrem Unternehmenskontext beeinflussen.

Letztlich handelt es sich bei diesen Begriffen lediglich um lose definierte Schlagwörter, mit denen die strategische Praxis des Outsourcing geographisch unterteilt wird. Sie haben an und für sich wenig Bedeutung. Es kann gut sein, dass es für Ihren Unternehmenserfolg nicht von Bedeutung ist, ob die ausgelagerten Funktionen und Prozesse Ihres Unernehmens in einem sogenannten Onshore-, Offshore- oder Nearshore-Markt angesiedelt sind. Vielleicht aber doch.

Bei der Entwicklung einer Outsourcing-Strategie und der Auswahl von Partnern sollten in jedem Fall alle Faktoren berücksichtigt werden, die das Ergebnis beeinflussen könnten. Die Geographie ist einer davon.

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