Wann sind Nearshore-Softwareentwicklung eine bessere strategische Wahl als feste Mitarbeiter?

Vergleich von Nearshore-Outsourcing mit allen verfügbaren Alternativen – Pros, Cons & was es ansonsten zu beachten gilt

IT OutsourcingUPDATED ON Januar 19, 2023

John Adam K&C head of marketing

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Nearshore IT outsourcing DE

Die Nearshore-Softwareentwicklung gilt als wichtiger Bestandteil des schnell-wachsenden IT-Outsourcing-Marktes. Outsourcing von IT-Dienstleistungen ist inzwischen für viele Unternehmen und Organisationen ein strategischer Ankerpunkt geworden. Hierfür gibt es mehrere Gründe:

  • Nearshore- oder Offshore-Softwareentwicklung ist in der Regel weitaus günstiger als In-House-Teams oder lokale Outsourcer (auch Onshore-Outsourcer genannt).
  • Die Knappheit von Softwareentwicklern und anderen IT-Spezialisten erschwert die Rekrutierung von festangestellten Mitarbeitern erheblich.
  • Der Mangel an internen Fähigkeiten, die richtigen Personen einzustellen (insbesondere bei technischen Positionen) stellt ein weiteres Hindernis dar.
  • Technologien ändern sich schnell, was bedeutet, dass auch die Fähigkeiten von Vollzeitmitarbeitern schnell veralten können.
  • Der Bedarf an IT-Kapazitäten ist variabel. Ein hauseigenes Team kann jedoch nicht bequem anhand von Nachfragezyklen vergrößert oder verkleinert werden.
  • Vollzeit-IT-Spezialisten tragen erheblich zu den Gemeinkosten bei, was vor allem ein erhebliches Risiko für junge Unternehmen darstellt, denen es oft an Einkommen oder Investitionen mangelt. Durch Software-Outsourcing kann das Budget leichter und effizienter eingeteilt werden.

Einige Unternehmen und Organisationen schrecken beim Thema Software-Outsourcing zurück. Zu den häufigsten Gründen zählen hierbei:

  • Der Kontrollverlust kann schlimmstenfalls zu verpassten Fristen oder schlechter Qualität führen.
  • Da Outsourcing-Unternehmen neben den Mitarbeiterkosten eine Marge beanspruchen, könnte dies die Preise in die Höhe treiben.
  • Sicherheitsbedenken, wenn es um den Zugang zu firmeneigenen Systemen und Daten geht.
  • Kommunikationsprobleme, wenn Spezialisten aus einem anderen Land kommen.
  • Outsourcer sind nicht mit der Unternehmenskultur, den Produkten und Benutzern vertraut.

In diesem Beitrag werden wir näher auf die strategischen Gründe eingehen, warum sich Organisationen für die Nearshore-Softwareentwicklung entscheiden und warum die Bedenken, die gegen Nearshore-Outsourcing sprechen, oftmals objektiv keine größeren Risiken als auch bei internen Mitarbeitern darstellen.

Doch bevor wir tiefer in die Thematik eintauchen, definieren wir vorab, was Nearshore-Outsourcing eigentlich bedeutet.

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Was genau bedeutet „Nearshore“, wenn wir von Nearshore-Softwareentwicklung sprechen?

Nicht nur IT-Outsourcing-Anbieter, sondern Outsourcing-Unternehmen aller Branchen verwenden häufig Begriffe wie „Onshore“, „Offshore“ oder „Nearshore“. Diese Begriffe beziehen sich auf den geografischen Standort der ausgelagerten Mitarbeiter.

Onshore bedeutet, dass ausgelagerte Mitarbeiter in derselben Region der Kundenorganisation tätig sind. Ein Berater eines lokalen Unternehmens, der in das Kundenbüro kommt, um ein bestimmtes Problem zu lösen oder die Beauftragung einer Marketingagentur aus derselben Stadt wären alles Beispiele für Onshore-Outsourcing.

Offshore-Outsourcing bedeutet dagegen, dass ausgelagerte Softwareentwickler bis hin zu Callcenter-Mitarbeitern im Ausland angesiedelt sind und telefonisch oder online an einem Projekt mitarbeiten. Kostensenkungen sind der Hauptgrund für Offshoring. Hierdurch wird der Begriff oftmals mit Dienstleistungen aus Regionen gleichgesetzt, in denen die Gehälter und sonstigen Gemeinkosten viel niedriger sind als in dem Land, in dem sich die Kundenorganisation befindet.

Nearshore-Outsourcing kann als Unterkategorie von Offshoring eingeordnet werden. Die ausgelagerten Mitarbeiter befinden sich immer noch im Ausland, jedoch in einem Land mit relativer Nähe zur Kundenorganisation. In einem europäischen Kontext bezieht sich Nearshore-Outsourcing auf Entwickler, die hauptsächlich in osteuropäischen Ländern wie der Ukraine, Bulgarien, Rumänien, Polen, Serbien, Weißrussland, etc. ansässig sind.

Nearshoring wird gelegentlich auch für südeuropäische Länder wie Griechenland und Portugal verwendet, in denen die Kosten im Vergleich zu westeuropäischen Volkswirtschaften wie Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden und den skandinavischen Ländern immer noch erheblich niedriger sind.

Die Vorteile der Nearshore-Softwareentwicklung

Die Nearshore-Softwareentwicklung bietet viele Vorteile im Vergleich zu festen Mitarbeitern sowie Onshore- und Offshore-Alternativen. Aber natürlich gibt es auch Nachteile, die nicht unerwähnt bleiben sollten. Ob die Vorteile überwiegen, hängt vornehmlich vom Kontext ab.

Wir haben bereits die strategischen Vorteile von Outsourcing gegenüber der internen Softwareentwicklung behandelt. Aber wie genau sieht es mit Onshore vs. Offshore vs. Nearshore aus?

Onshore vs. Offshore. Was ist der Unterschied?

Die Vorteile der Onshore-Softwareentwicklung:

  • Einfache persönliche Zusammenarbeit.
  • Probleme und Konflikte können von Angesicht zu Angesicht besprochen und gelöst werden, was effektiver sein kann als über Fernkommunikation.
  • Sprachkompatibilität. Kundenorganisation und Onshore-Outsourcer sprechen dieselbe Muttersprache.
  • Kulturelle Kompatibilität. Kundenorganisation und ausgelagerte Softwareentwickler haben denselben kulturellen Hintergrund, was die Kommunikation erleichtern kann und bedeutet, dass die beruflichen Normen gut zusammenpassen. Auf individueller Ebene kann es immer wieder zu einer schlechten Kompatibilität kommen. Dies wird jedoch weniger wahrscheinlich, wenn die kulturellen Rahmenbedingungen übereinstimmen.
  • Die Arbeitszeiten lassen sich leicht aufeinander abstimmen.

Die Nachteile der Onshore-Softwareentwicklung:

  • Die Tatsache, dass Dienste immer noch ausgelagert werden, bedeutet, dass die Gemeinkosten so flexibel sind wie der Vertrag selbst. Die Kundenorganisation zahlt jedoch eine Prämie für diese Flexibilität. Denn ein Onshore-Outsourcer hat hohe Gehaltskosten, da er gefragte Spezialisten vor Ort beschäftigen und halten muss.
  • Mangel an Softwareentwicklern vor Ort. Wenn die Auslagerung der Softwareentwicklung im Entwicklermangel vor Ort liegt, steht der Outsourcer vor derselben Herausforderung. Dies wirkt sich auf die Kosten aus und kann zudem auch bedeuten, dass der Outsourcer die Mitarbeiter zwischen verschiedenen Diensten jonglieren muss, was sich auf die Qualität und Fristen auswirken kann.

Nearshore vs. Offshore

Die Vorteile der Nearshore-Softwareentwicklung:

  • Eine persönliche Zusammenarbeit ist möglich, falls dies bevorzugt oder erforderlich wird. Nearshore-Standorte befinden sich normalerweise innerhalb weniger Flugstunden von der Kundenorganisation. Die Zeit- und Kostenunterschiede zwischen Spezialisten und eigenen Mitarbeitern der Kundenorganisation, die bei Bedarf fliegen oder eine Zugreise im gleichen Land unternehmen, sind hierbei verschwindend gering.
  • Zeitzonenkompatibilität. Nearshore-Standorte befinden sich normalerweise in derselben Zeitzone oder haben nur einen geringen Zeitunterschied zur Kundenorganisation. Angepasste Arbeitszeiten wirken sich positiv auf die Zusammenarbeit und Kommunikation aus.
  • Sprachkompatibilität. Nearshore-IT-Outsourcer beschäftigen mit größerer Wahrscheinlichkeit Mitarbeiter, die entweder die Muttersprache der Kundenorganisation oder bessere Englischkenntnisse mitbringen als Offshore-Alternativen. Es gibt natürlich auch Ausnahmen von dieser Faustregel: Beispielsweise sind die Philippinen aufgrund des hohen Englischniveaus ein beliebtes Offshore-Outsourcing-Ziel für Kundenorganisationen aus englischsprachigen Ländern.
  • Kulturelle Kompatibilität. Bei Nearshore-Zielen, die sich in der Nähe zur Kundenorganisation befinden, gibt es in der Regel eine gute Übereinstimmung zwischen kulturellen und professionellen Normen.
  • Auf Stunden- oder Gehaltsbasis sind Nearshore-Standorte im Allgemeinen teurer als Offshore-Alternativen, aber immer noch erheblich günstiger als festangestellte Mitarbeiter oder ausgelagerte Onshore-Softwareentwickler.
  • Preis-Leistungsverhältnis. Natürlich hängt das Preis-Leistungsverhältnis generell vom Anbieter ab. Dennoch gibt es eine Reihe von Unternehmen, die sich aufgrund des guten Preis-Leistungsverhältnisses immer wieder für Nearshore-Outsourcing entscheiden würden. Der Preis pro Stunde ist möglicherweise etwas höher als bei den Offshore-Alternativen, jedoch wirkt sich die erhöhte Produktivität von Nearshore-Outsourcing auf das gute Preis-Leistungsverhältnis aus.

Die Nachteile der Nearshore-Softwareentwicklung:

  • Die Entfernung spielt immer noch eine nicht zu unterschätzende Rolle. Es ist zwar möglich, innerhalb weniger Stunden von einem Nearshore-Ziel in ein Flugzeug zu steigen und vor Ort bei der Kundenorganisation zu sein – und dies sogar relativ kostengünstig. Jedoch sind Reisezeit und Kosten immer noch ein Faktor, den es zu berücksichtigen gilt. Einige Kundenorganisationen bevorzugen eine „Point Person“ bzw. einen Projektmanager des Outsourcers, der permanent oder zumindest regelmäßig vor Ort ist, um sich mit den Kollegen persönlich abzustimmen. Dies kann ein guter Kompromiss sein, bedeutet jedoch, dass die Unterbringungs- und Gehaltskosten für diese Person gedeckt werden müssen. Dies ist in vielen Fällen jedoch immer noch günstiger als eine Onshore-Alternative.
  • Sprachliche und kulturelle Kompatibilität stimmen nicht vollständig überein. Nearshore-Softwareentwickler sprechen zwar häufiger die gleiche Sprache wie die Kundenorganisation im Vergleich zu Offshore-Alternativen, aber dennoch nicht die Muttersprache. Des Weiteren kann es zu Diskrepanzen zwischen den Berufsnormen kommen.

Wie viel kostet die Nearshore-Softwareentwicklung? Eine Kostenübersicht

Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen Preisklassen pro Region für IT-Spezialisten mit unterschiedlichen Erfahrungsstufen an. Selbstverständlich gibt es auch hier je nach Firma und Experten Unterschiede; dennoch stellen die Daten unserer Erfahrung nach einen guten Maßstab dar.

Salaries of software developers and other IT specialists in the USA, western Europe, eastern Europe, Latin America and Asia

Bevorzugte IT-Outsourcing-Ziele in der DACH-Region und weiteren Gebieten

Im Vergleich zum Onshore-Outsourcing werden auf globaler Ebene die meisten Services offshore ausgelagert, inklusive Nearshore-Dienstleistungen. Das Gleichgewicht verschiebt sich jedoch im IT-Bereich immer mehr zugunsten Offshore- und vor allem Nearshore-Zielen.

Dieser Trend wird sich nicht nur fortsetzen, sondern beschleunigen. Durch die Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 arbeiten ohnehin bereits viele Mitarbeiter im Homeoffice. Dies gilt insbesondere für die IT-Abteilung. Hierdurch hat sich der Unterschied zwischen Onshore- und Offshore-Diensten bereits heutzutage erheblich verringert.

Da zu erwarten ist, dass die Fernarbeit auch in Zukunft weiterhin Bestand haben wird, wird auch der Nearshore-Outsourcing-Sektor weiterhin anwachsen.

Bevorzugte IT-Outsourcing-Ziele in der DACH-Region und weiteren Gebieten

Das Diagramm auf der rechten Seite zeigt, dass Kundenorganisationen aus der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) die Nearshore-Softwareentwicklung in anderen europäischen Ländern, insbesondere Osteuropa, bevorzugen.

Nearshore-Softwareentwicklung wird nicht zu jedem passen. Die Daten zeigen jedoch das steigende Interesse

Wie am Anfang dieses Eintrags bereits angeschnitten, ist die Nearshore-Softwareentwicklung nicht unbedingt die am besten geeignete oder bevorzugte Option für jedes Unternehmen. Wenn es jedoch um die richtige Balance in puncto Komfort, Produktivität und Kosten geht, entscheiden sich immer mehr Unternehmen für Nearshore anstelle von Inhouse-, Onshore- oder Offshore-Diensten.

Wir haben bereits die Vor- und Nachteile der Nearshore-Entwicklung erläutert, die es in Bezug auf das eigene Unternehmen oder die Anforderungen und Prioritäten eines bestimmten Projekts zu berücksichtigen gilt. Nearshore-Softwareentwicklung ist nicht in jedem Fall die beste Option, kann aber für eine Vielzahl von Fällen die beste Option sein.

Auswahl der richtigen Nearshore-Softwareentwicklungsagentur oder des richtigen Partners

Bei der Festeinstellungen besteht immer ein gewisses Risiko, das jedoch durch einen erprobten Prozess erheblich verringert werden kann.

Das Gleiche gilt auch bei der Auswahl eines Outsourcing-Drittanbieters, unabhängig davon, ob sich dieser im In- oder Ausland befindet. Wer sich für einen Nearshore-Outsourcing-Partner entscheiden möchte, sollte hierzu eine Reihe von Faktoren berücksichtigen, darunter fallen unter anderem:

Tech-Stack – Nicht jede Softwareentwicklungsagentur bietet Spezialisten für alle Technologien an oder verfügt über das gleiche Maß an Fachwissen und Erfahrungen. Stellen Sie daher sicher, dass Sie Agenturen kontaktieren, deren Tech-Stack Ihren persönlichen Anforderungen am besten entspricht.

Agenturgröße – Je nach Projekt und Organisation können sich kleine oder größere Agenturen besser dazu eignen, die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Hier kommt es auf die individuellen Umstände und die Passform an.

Kostenniveau – Nearshore-Entwickler sind aller Wahrscheinlichkeit nach erheblich günstiger als interne Mitarbeiter oder Onshore-Alternativen. Es gibt jedoch immer ein Spektrum von günstigen bis hin zu teureren Nearshore-Outsourcern. Das jeweilige Geschäftsziel sowie das Projekt- oder Organisationsbudget kann das Auswahlspektrum bereits im Vorfeld einschränken.

Unternehmenskultur – Eine produktive berufliche Beziehung hängt in der Regel von einer kulturellen Passform und den „Soft Skills“ ab, genauso wie von den „Hard Skills“ bzw. dem technischen Fachwissen des Partners. Nutzen Sie daher die anfänglichen Gespräche, um Fragen zu stellen und ein Gefühl für die kulturelle Passform und die Kommunikationsstandards der jeweiligen Nearshore-Softwareentwicklungspartner zu erhalten.

Um einen detaillierteren Einblick in eine bewährte Methode zur Auswahl eines IT-Outsourcing-Anbieters zu erhalten, haben wir einen speziellen Blog-Beitrag zu diesem Thema vorbereitet.

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